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Das Tierheim auf dem Mars V
Tjo
– wie man so sagen tut - in dem vierten Teil unserer
Geschichte von dem Tierheim auf dem Mars konnte man ahnen, dass der
Marsbewohner, der zufällig Tierarzt war, es nicht schaffen
würde, neuer Vorsitzender des Marstierheims zu werden. Das kam
so: Nachdem der Fiesling, der jahrelang im Tierheim regiert und sich
schamlos bereichert hatte, wegen Untreue und Betrugs öffentlich
von den Marszeitungen beschuldigt worden war und „das Handtuch
geworfen“ hatte, kehrte Ratlosigkeit bei den Marsparteien und
der Marsregierung ein: derjenige, der so schön die ganzen Jahre
dafür gesorgt hatte, dass die Marshunde, welche ständig bei
ihren Besitzern beschlagnahmt worden waren, in dem Tierheim
eingebuchtet und verschwunden worden waren, der war nun „wech
vom Fenster“. Und der Marsbewohner, der zufällig Tierarzt
war, hatte schon lange öffentlich gemacht, dass er als neuer
Vorsitzender die Aufnahme und Inhaftierung der Marshunde unmöglich
machen und die ganze verruchte Bande angeblicher Tierschützer
im Tierheim zum Teufel jagen würde.
So wurde der von einem Marsgericht zunächst als Vorstand eingesetzte Marsrechtsanwalt, der hieß Masinski oder so, von den korrupten und machtgierigen Politheinis auf dem Mars angewiesen, auf jeden Fall eine Nominierung des Marsbewohners, der zufällig Tierarzt war, bei der geplanten Vorstandswahl zu verhindert. Und das war ganz einfach: dieser Masinski tat so, als gäbe es den Marsbewohner, der zufällig Tierarzt war, überhaupt nicht. Er beantwortete keinen einzigen seiner Anträge - und der spürte natürlich den eisigen Gegenwind und das korrupte Getue der Marsverwaltung. Er dachte schließlich: „O.k.,Leute, wenn es so ist, dass Gangster im Tierheim regieren sollen - nur zu – irgendwann werden sie alle an dem Unrecht, welches sie weiter begehen, ersticken. Es konnte nur eine Frage der Zeit sein, in der das Tierheim auf dem Mars von dem neuen Vorstand vollständig ruiniert worden und pleite war.“
Der Witz war nämlich, dass kaum ein Marsbewohner für dieses fiese Tierheim noch irgend etwas spenden wollte und die einst vielen vielen Mitglieder traten reihenweise aus dem Verein, dem das Tierheim gehörte, aus. Allmählich hatten auch die aller-blödesten Marsbewohner begriffen, dass das, was da in dem Marstierheim ablief, eine große Schande war: das massenhafte „Verknasten“ von beschlagnahmten Hunden fand weiterhin statt, denn das Tierheim bekam von der Marsregierung für deren „Aufnahme“ richtig Kohle. Und diese Kohle hatte man dort auch bitter nötig. Die Kosten für den täglichen Betrieb des Marstierheims fraßen allmählich alles auf, was irgendwann in dessen Finger geraten war. Die fast siebzig Angestellten des Marstierheims hatten Arbeitsverträge mit dem Kleinen Gernegroß geschlossen, völlig überbezahlt, aber dafür hatten sie ja auch ihre Schnauze gehalten und immer das gemacht, was der wollte. Tjo – und nun spürten alle, dass das auf kurz oder lang nicht gutgehen würde.
Es war im Laufe der Zeit klar geworden, dass das Tierheim auf dem Mars nur von Großspenden existieren konnte – und die blieben aus. Das, was das Einschalten des Lichts dort überhaupt noch weiter möglich machte, waren die Überweisungen der Marsregierung für das Inhaftieren der immer zahlreicher werdenden Marshunde. Die saßen in ihren Käfigen und wurden seelisch krank vor Einsamkeit. Und die Typen, die dort angestellt waren, behaupteten frech, es ginge denen gut. Das behauptete auch der inzwischen neu gewählte Vorstand des Marstierheims. Der bestand aber aus Marsjuristen. Und Marsjuristen wissen zwar etwas von Marsgesetzen – sie haben aber keinen blassen Schimmer, was Tierschutz bedeutet und wie man mit Hunden umzugehen hat. Alles in allem eine fürchterliche Sache. Aber mal was anderes:
Ich hatte Euch doch früher schon erzählt, dass auf dem Mars eine merkwürdige Entwicklung stattfand: Man konnte sehen, dass immer mehr Marsbewohner immer ärmer wurden, weil die von den Marspolitikern angezettelten Veränderungen eine kleine Gruppe, zu der sie ja auch selbst gehörten, immer reicher machten. Es fand auch eine gigantische Verschwendung von Steuergeldern statt. So gab die Marsregierung zwar immer weniger Geld für die Schulen und Kindergärten aus, aber sie verschleuderte „Staatsknete“ in ganz ominösen Bauvorhaben wie zum Beispiel der Mars-Philharmonie, einer völlig überteuerten Kiste. Jeder Marsbewohner fand das mies. Aber abgesehen von den blindwütig finanzierten Prestigevorhaben der Marsregierung wurde alles, aber auch alles auf dem Mars so viel teurer, dass viele viele Marsbewohner zum Beispiel ihre Wohnungen im Winter nicht mehr richtig heizen konnten. Gleichzeitig nahm aber die Verschwendung auf dem Mars Formen an, die mega-schlimm waren. Es hatte sich auf dem Mars ein Zeitgeist entwickelt, der hieß Raffgier, Korruption und Verschwendung öffentlicher Gelder.
Und dann krachte es. Die kleine Klasse der Großverdiener, zu denen auch Banker gehörten, hatte den Zeitgeist genutzt, um mit angeblich wertvollen Pfandbriefen auf dem Saturn Reibach zu machen. Diese Pfandbriefe waren aber nix wert. Alles war nur heisse Luft. Man nennt das „Bubble-Ökonomie“. Viele der Marsianer glaubten den Bankern, dass die Pfandbriefe auf dem Saturn eine gute Wertanlage seien. Aber Pustekuchen! Irgendwann kam der Schwindel ´raus. Mit den unzähligen Marsianern, die Ihr Geld verloren, gingen auch viele der Marsbanken pleite. Immer mehr und immer gewaltiger. Der Mars war auf dem Weg in eine ausgewachsene Weltwirtschaftskrise.
So - und nun kommen wir zurück auf das Tierheim auf dem Mars. Was weiter passierte könnt ihr demnächst im VI. Teil der Geschichte von dem Tierheim auf dem Mars lesen.
Prof.
Dr. Dr. hc. mult. Dolf Dackelbein