Die
Oben Profitieren
von Gregor Gysi
Ein Aufschwung ist „gekennzeichnet durch verbesserte Kapazitätenauslastung, steigende private Investitionen und Lohnsummen, zunehmendes Volksvermögen und erhöhten privaten Konsum“, so Gablers Wirtschaftslexikon.
In Deutschland aber sanken und sinken Lohnsumme und privater Konsum. Ein Aufschwung hat nur bei Konzerngewinnen, Managergehältern, Kapital- und Vermögenseinkommen gegeben.
Union, SPD, FDP und Grüne müssen das das auch so wollen, denn sie sorgten dafür, dass Gewinn- und Vermögenssteuern sanken, aber Massensteuern stiegen. Reallöhne blieben zurück, Sozialleistungen bekommen nicht einmal einen Inflationsausgleich, die Kaufkraft der Renten sinkt weiter, die Kinderarmut steigt.
Der Aufschwung geht also an 80 Prozent der Bevölkerung vorbei. Im Aufschwung sind weniger unbefristete Jobs entstanden. Und die Konzerne kündigen schon wieder neue Entlassungen an.
Gregor Gysi hat leider Recht. Und die Arroganz der politischen Klasse lässt kein Hoffen auf Abhilfe zu: Der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) verkündete unlängst: “Wenn die Heizosten steigen und die Leute nicht bei 15 Grad in ihrer Wohnung frieren wollen, empfehle ich dicke Pullover anzuziehen.“ Das mag auch eine „Lösung“ des Problems sein. Es erinnert mich an den Marie Antoinette unmittelbar vor der französischen Revolution zugeschriebenen Ausspruch auf den Vorhalt:
„Majestät, das Volk hungert. Es hat kein Brot!“ - „Wenn das Volk kein Brot hat, soll es doch Kuchen essen!“
Marie Antoinette hat das nicht gesagt, wie historische Forschungen ergaben. Aber die Arroganz der damaligen Aristokratie ist durchaus identisch mit dem Gehabe unserer heutigen Politiker. Kein Zweifel: Wenn ich an unsere politische Klasse denke, dann wird mir der Sinn der Guillotine klarer.
Dirk Schrader, Hamburg