zurück zur Hauptseite


Kinderarmut ist Familienarmut

Von Karin Jäckel

Als ich im September 200 meinen Report „Deutschland frisst seine Kinder, Familien heute: Ausgebeutet – ausgebrannt“ veröffentlichte, hieß es aus dem Familienministerium offiziell, es gäbe nicht nur keine Kinderarmut in Deutschland, sondern generell keine Armut. Wer Sozialhilfe empfange, könne eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben genießen. Acht Jahre später verkündet dasselbe Ministerium, jedes sechste bis achte Kind lebe in Armut oder sei von ihr bedroht.

Angesichts des rasanten sozialen Abstiegs der Familien in Deutschland muss ich mich als wache Bürgerin dieses Landes garn nicht fragen, ob die Regierenden politisch versagt haben. Die Antwort ist eindeutig, ja.

Familie sei „out“, hieß es noch vor kurzer Zeit aus den verantwortlichen Ministerien, die seit Jahren mit ihrer Politik glauben machen, dass Familie in Deutschland der wahre Hort des Bösen sei. Brandaktuell ist dazu das neue Gesetz, mit dessen Hilfe die Staatsgewalt noch schneller als bisher in Familien eingreifen kann, obwohl das dazu autorisierte Jugendamt bisn heute keinerlei Fachaufsicht erfährt und eine tödliche Fehlentscheidung nach der anderen öffentlich wird.

Was in Deutschland gegenwärtig geschieht, ist keine kinderfreundliche, kindgerechte Familienpolitik, sondern die Verwirklichung knallroter kommunistischer Ideale – die Etablierung der „industriellen Familie“ nach Friedrich Engels. Es ist die politische Befreiung der Frau vom Familienjoch hin zur Erwerbsarbeit durch Erziehung aller Kinder in der „industriellen Familie“ professioneller Betreuer, die für ihre Erziehungsarbeit bezahlt werden.

Elternliebe, elterliche Zuwendung, Da-Sein, ruhige Kraft – das ist es, was Kinder brauchen und Eltern gern geben würden, wenn sie denn im Trubel des täglichen Überlebenskampfes gegen explodierende Lebenshaltungskosten und immer mehr Abgabenlasten die Chance dazu hätten. Was Kinder brauchen – das wird seit langer Zeit erforscht und ist hinlänglich bekannt. Nur berücksichtigt wird dies selten. Nicht zuletzt, weil das auch bedeuten würde, dass die Steuer- und Abgabenpolitik Familien entlasten müsste. Stattdessen werden Eltern politisch belehrt, dass ihre Kinder lediglich zahlungskräftige Eltern und professionelle Bezugspersonen bräuchten, um zu wohl geratenen Staatsbürgern heranzuwachsen.

Die von der Familienpolitik als Folge der Kinderarmut beklagte Verwahrlosung von Kindern ist zweifellos überforderten Eltern zuzuschreiben. Eltern, die aber nicht grundsätzlich unfähig zur Kindererziehung und Betreuung sind. Vielmehr sind sie durch politisches Missmanagement ausgebeutet und ausgebrannt. Sie bekommen keine Hilfe zur Selbsthilfe, sondern werden ihrer Kinder auch noch beraubt, wenn sie Schwächen zugeben würden. Deshalb ist Kinderarmut in Deutschland auch Familienarmut. In jeder Hinsicht.

zurück zur Hauptseite