zurück zur Übersicht – Hundeverordnung und die Folgen
Unbeugsam
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
als Tierarzt in Hamburg und als Tierschützer kann ich zu der neuerlichen Entscheidung der Hamburger Administration nur folgendes sagen:
Sie ist – ebenso wie die Einführung der Liste sog. gefährlicher Hunde vor einigen Jahren – mit geltendem Recht nicht vereinbar.
Generelle Leinenpflicht für Hunde verstösst gegen die Grundsätze des Tierschutzgesetzes, eines Bundesgesetzes, nämlich § 1 und § 2 , wo es heisst :
„Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen….“
….er „ darf die Möglichkeiten des Tieres zu artgemässser Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden.“
Leinenzwang heisst aber im wissenschaftlichen Sinne: Zerstörung einer
gesunden Seele.
Dem Hund als Lauf- und Nasentier werden hier in Hamburg die elementarsten Bedürfnisse verweigert.
Jedoch: einen Hund an die Leine zu nehmen, um ihn zu schützen oder Mensch und Tier nicht zu belästigen, ist seit –zig Jahren das normalste von der Welt.
In der Tiermedizin ist schon immer bekannt gewesen, dass sture Leinenführung des Hundes und der bekannte „Ruck an der Leine“ zu einer gesteigerten Aggression gegenüber Artgenossen führt:
die sozialen Kontakte- dringend erforderlich, um Hunde zu einem sozialen Verhalten zu veranlassen- werden durch menschlich dummerhaftiges Verhalten sehr häufig unterbunden.
Die Ergebnisse: Beissereien zwischen Hunden haben in den letzten Jahren nicht ab- sondern zugenommen.
Die Forschungsergebnisse der tierärztlichen Bildungsstätten haben inzwischen eindeutige und unwiderlegbare Ergebnisse gebracht:
Hunde sind nicht wegen ihrer Gene für Menschen und Artgenossen gefährlich, sondern - wenn überhaupt - wegen der Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit einer äusserst geringen Zahl von Hundehaltern.
Fehlende Freilaufmöglichkeiten und dummerhaftige aggressive Erziehungsformen durch manche Zeitgenossen führen - und das schon seit unzähligen Jahren - zu Problemen, die an sich als Zahl so ungeheuerlich sind, dass sie in dieser Gesellschaft, in der Kinder unter den Augen der Behörden missbraucht werden oder verwahrlosen, in der Verkehrsdelikte und Verbrechen ständig und alltäglich Tote fordern, so gross sind, dass sie die 1% Ebene der Gesamtheit aller, ich betonealler Gesamtverletzungen und Tötungen von Menschen und Tieren in dieser Gesellschaft nicht erreichen.
Meine Damen und Herren,
worüber reden wir hier eigentlich und worüber wird in dieser Stadt in geradezu paranoider Weise öffentlich in den Medien diskutiert und räsonniert?
Wie ich vernommen habe, hat der Tierschutzbeirat der Stadt Hamburg einstimmig dem so genannten Leinenzwang zugestimmt.
Von einem Mitglied dieses Tierschutzbeirates vernahm ich, dass er dieser unsäglichen Entscheidung zugestimmt habe, weil er es nicht ertragen könne, sich am nächsten Tag in der Presse zu lesen…
Ich brauche diese Art der Erbärmlichkeit wohl nicht zu kommentieren.
Nur noch eines hierzu:
Diejenigen Tierärzte , die sich in diesem Tierschutzbeirat zum Beispiel als Vertreter der Hamburger Tierärztekammer befinden, sind keine Tierschützer und Tier-be-schützer, wie es die Berufsethik per Berufsgesetz vorgibt, sie sind ebenso wie jene, die sich dort als Tierschützer eingebracht haben eine korrupte Mannschaft- ihren eigenen Interessen zugewandt.
Ich mache da mit der Person von Herrn Poggendorf bewusst eine Ausnahme. Dieser Mann hat wenigstens den Mut, seine Ansichten öffentlich zu bekunden, gleichwohl ich sie nicht gänzlich teilen kann.
Die angebliche Zusage der Stadt Hamburg, im Gegenzug zum einstimmigen Votum des Tierschutzbeirates statt bestehender 60 Freilaufflächen für Hunde 200 zu schaffen, ist nicht nur unrealistisch, weil utopisch, sondern ein fieser deal, der uns allen zeigt, wo wir uns heute befinden:
In Hamburg werden Entscheidungen gefällt, die mit Vernunft, Anstand und Moral und bestehenden Gesetzen nichts mehr zu tun haben.
Und- nun komme ich auf das Kernthema zu sprechen:
die Beibehaltung der Liste sog. gefährlicher Hunde durch die Hamburger Administration zeugt von fortdauernder Missachtung geltender wissenschaftlicher Erkenntnisse durch die obersten Angestellten dieser Stadt.
Alle hören es, alle wissen es: die Gefährlichkeit eines Hundes kann nicht an seiner Rasse festgemacht werden. Punkt und Ende.
Gleichwohl muss ich zur Kenntnis nehmen, dass Hunde, die wie Boxer-Labrador-Mischlinge aussehen, vom SOD weiterhin ihren Besitzern weggenommen,von Hamburger Amtstierärzten oder anderen bezahlten Subjekten als Listenhunde deklariert werden und verschwinden.
Ich frage mich: „ wo sind wir hier eigentlich? In einem Land, in dem die politisch Verantwortlichen jegliche Hemmung verloren haben wenn es darum geht , mit Halbwahrheiten oder glatten Lügen Ängste in der Bevölkerung zu schüren um daraus ihre politischen Vorteile zu ziehen?
Die letzten Vorfälle, von der Springerpresse süffisant ausgeschlachtet, sind :
ein Rottweiler beisst ein kleines Mädchen, welches sich unbemerkt an seine Besitzerin herangeschlichen hatte..
Ein Schäferhund beisst ein kleines Mädchen, welches mit Rollerscates auf ihn zugestürmt war..
Ein kleiner Mischling beisst ein kleines Mädchen, welches ihn zuvor mit Puppen beworfen, ihn bedrängt und angenervt hatte.
Das Tier hat schmerzhafte Bandscheibenvorfälle und eine kranke Hüfte.
In der Springerpresse werden diese Vorfälle als schwer agressives Verhalten dargestellt, weil die Reporter dieser stories zu doof sind, die wahren Hintergründe zu ermitteln ?
Nein, meine Damen und Herren, die sind nicht zu doof, um wahre Hintergründe zu ermitteln. Sie wollen nicht ,
denn sie müssen einen Bericht abliefern, der der Redaktion gefällt, um die Zeitungsauflage zu erhöhen, und dieser muss der Einsich - wenn auch beschränkten Einsicht dieser Herren - entsprechen.
Meine Damen und Herren,
erinnern wir uns an die Fernsehsendung von Günter Jauch, in welcher er
junge Menschen zeigte, welche von sogenannten Kampfhunden angefallen und gebissen worden waren..
Alle Filme waren getürkt:
die Gefährlichkeit eines Bullterriers wurde damit begründet, dass er sein Herrchen im Schlaf angefallen hatte - eine glatte Lüge und perfide in Szene gesetzt: der Junge hatte einen epileptischen Anfall , während das verzweifelte Tier dieser Situation nicht gerecht werden konnte und instiktiktgesteuert panisch zubiss.
Ein kleines Mädchen wurde von zwei grossen Mischlingen schwer gebissen - es war zu früher Morgenstunde in das Revier dieser erzogenen Wachhunde eingedrungen, während seine Eltern schliefen..
Im Hamburger Tierschutzverein, wurde ein Mischling gezeigt, der bei einem Wesenstest versuchte, einen Rekorder aufzuspüren, der Kindergeschrei von sich gab und ihm in einem Kinderwagen vorgeführt wurde…. Sehr eindrucksvoll jedenfalls für Mütter und Großväter kleiner Kinder..
Ich wurde in dieser Sendung im Beisein von Frau Bärbel Höhn gefragt, wie ich damit leben könne, „derartige Hunde“ mit meinen Zertifikaten als ungefährlich einzustufen.
Leider reichte die Zeit von 8 Minuten nicht, um den Zuschauern und Herrn Jauch zu erklären, dass das damit nichts zu habe, sondern dass hier Hetze betrieben worden ist und dass das Beschützen von Tieren gerade zu eine Instinkthandlung jedes Tierarztes sein sollte…
Auch heute noch sehe ich es als eine ehrenwerte Aufgabe an, Tiere vor dem ungerechten Zugriff der Administration zu beschützen und - die Justiz hat mir inzwischen auch Recht gegeben- es ist nicht strafbar.
Das Hamburger Abendblatt hat es bis heute nicht für nötig gehalten, dies zu erwähnen.
Diejenigen unter Ihnen, die ein Geschichtsbuch ihr eigen nennen und darin gelesen haben, werden sich erinnern an Vorgänge, die gerade mal 60 Jahre her sind:
Damals steuerte ein Medienzar namens Hugenberg zusammen mit den übelsten Vertretern nationalsozialistischen Denkens die Geschicke Großdeutschlands mit den bekannten Endergebnissen..
Ich selbst erinnere mich an die Zeit der großen Koalition in Deutschland, als Studenten und viele verantwortungbewusste Menschen in Berlin, Frankfurt , Paris, San Franzisco und Washington und anderswo gegen den unsäglichen Vietnamkrieg protestierten.
Diese Menschen wurden von der Springerpresse in einer bis dato einzigartigen Hetzkampagne als kriminelle Halbidioten verunglimpft .
Und hier scheint mir das Kernproblem dieser tierschutzgesetzwidrigen und wissenschaftswidrigen Entscheidungen der Hamburger Administration zu liegen : Ihre Vertreter entscheiden völlig enthemmt, fern jeglicher sozialen Fürsorgepflicht, die Ihnen obliegt, weil sie von dieser Medienmacht geradezu gezwungen werden, sich gegen den ethischen und moralischen Konsens dieser Gesellschaft zu entscheiden.
Ich habe mich oft gefragt warum das so ist und warum eine Steigerung der Schlimmerhaftigkeit dieser Herrschaften deutlich wahrzunehmen ist; ich habe keine andere Antwort als diese gefunden:
Unsere demokratische Gesellschaft befindet sich in einem besorgniserregenden Zustand der Apathie und Gleichgültigkeit .
Für die politisch Verantwortlichen gilt:
allein Machtgewinn und Machterhalt sind Überschriften Ihrer Denkweise, und sie wissen genau: auch für die perfidsten Lügen und Betrügereien haben sie die Medien dieser Stadt hinter sich, die mit Unwahrheiten und Halbwahrheiten das üble Spiel der Steigerung der Auflagen ihrer Zeitungen und Einschaltquoten im Fernsehen spielen.
Ich denke oft, dass die Verantwortlichen dieser Stadt ihre Büros nicht im Rathaus haben, sondern nebenan im Springerhochhaus.
Im Klartext heisst das jedenfalls: gerade in Hamburg mit dieser sehr speziellen Me-dien-vielfalt erlauben sich Politiker Entscheidungen gegen Menschen und Tiere in einer Abgehobenheit und Arroganz, die für die Zukunft nur Schlimmes erahnen lässt.
Dabei haben wir ein gültiges Tierschutzgesetz, welches generelle Leinenführung des Hundes als nicht artgerechte Haltung abqualifiziert.
Hier sind natürlich rechtliche Schritte gefragt und ich stimme Herrn Rechtsanwalt Rockel völlig zu, dass wir massenhaft Strafanzeigen erstatten sollten, und zwar gegen die verantwortlichen obersten Angestellten dieser Stadt.
Darüber hinaus dürfen wir unseren Zorn gegen die noch praktizierte Hundeverordnung in Sachen „Listenhunde“ nicht verhallen lassen:
Die Implosion der SPD in dieser Stadt kann ich zwar mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis nehmen, aber die Tatsache, dass ein Jurist wie von Beust die von der Runde-Administration geschaffene Hundeverordnung nicht in den Orkus versenkt sondern zusätzlich verschärft, bringt mich dazu festzustellen:
Vorsichtig Jungchen , Du gehörst nicht auf den Stuhl eines Hamburger Bürgermeisters, Du musst da weg, wenn sich die Dinge nicht in vernünftiger und fairer Weise hier entwickeln.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluss eines ganz klar machen: Wer – wie die verantwortlichen Politiker - geltende Gesetze missachtet,
wer die Erkenntnisse der Wissenschaft missachtet , hat im Rathaus dieser Stadt nichts zu suchen und hat Glaubwürdigkeit und Würde und Vertrauen nicht verdient.
Und Sie alle, und Sie allein und ihre Familien und Freunde haben die Möglichkeit diesem elenden Spuk ein Ende zu setzen: erstatten Sie Strafanzeige und vor allem - machen Sie von Ihren demokratischen Rechten Gebrauch - gehen Sie massenhaft zur nächsten Bürgerschaftswahl! Und vor allem: kaufen Sie ab sofort keine Zeitungen der Springerpresse mehr !
Kaufen Sie von mir aus die Hamburger Morgenpost oder die Hamburger Rundschau oder sonst was..
Und vor allem: schalten Sie ab, wenn im Fernsehen dieser grosse Junge mit den Kuhaugen kommt: auch Herr Günter Jauch ist nur ein gekauftes Subjekt und scheut sich nicht Halbwahrheiten und Lügen zu verbreiten, wenn es RTL nützt.
Ich habe noch eine Bitte an alle Hundehalter: zahlen Sie ab sofort keine Hundesteuer mehr und versenden Sie massenhaft persönliche Schreiben an ihr Bezirksamt mit der Bitte um Nachweis geeigneter Hundefreilaufflächen.
Mal sehen, was dann passiert..
Ansprache
anlässlich der Hunde-Demo in Hamburg am 30.4.05
Tierärztliches
Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche
Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk
Schrader I dr. Steven-F. Schrader
I dr. Ifat Meshulam
I Rudolf-Philipp Schrader
I dr. Itamar Tsur
-Tierärzte-
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